Einführung von US-Zöllen – Auswirkungen auf den Welthandel
Am vergangenen Mittwoch kündigte US-Präsident Trump die Einführung umfassender Zölle an, die er als „Befreiungstag“ bezeichnete. Die Vereinigten Staaten führten einen pauschalen Basiszollsatz von 10 % auf alle Importe ein. Zusätzlich wurden weitere Zölle nach einer ungewöhnlichen Berechnungsformel erhoben, die das Handelsdefizit eines Landes durch dessen Importe teilt. Die Zölle auf europäische Importe beliefen sich insgesamt auf etwa 20 % und entsprachen weitgehend den Erwartungen. In Asien fielen die Massnahmen deutlich strenger aus, insbesondere China ist nun mit Zöllen in Höhe von insgesamt 54 % konfrontiert. Kanada und Mexiko wurden von den neuen Massnahmen ausgenommen, was in Anbetracht vorheriger Handelskonflikte mit diesen Ländern bemerkenswert ist. China reagierte am Freitag mit Gegenmassnahmen, darunter 34 % Zölle auf alle US-Importe, Exportbeschränkungen für Seltene Erden sowie Untersuchungen gegen US-Unternehmen. Der US-Finanzminister versuchte, die Märkte zu beruhigen, und betonte, dass die Zölle verhandelbar seien. Dennoch wurde das internationale Vertrauen in die US-Handelspolitik deutlich beschädigt.
Marktreaktionen auf die Handelsmassnahmen
Die Finanzmärkte reagierten sowohl auf die Ankündigung der Zölle als auch auf deren willkürlich wirkende Ausgestaltung mit hoher Volatilität. Die Befürchtung einer Rezession in den USA und weltweit nahm zu, ebenso wie Zweifel am verlässlichen Funktionieren der US-Märkte. Einige Prognosen beziffern die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession im kommenden Jahr auf über 50 %. Risikoanlagen wurden deutlich abgewertet: Der S&P-500-Index fiel um 9 %, während sich die Renditeaufschläge (Spreads) für US-Hochzinsanleihen um 60 Basispunkte erhöhten. Der US-Dollar verlor nach der Zollankündigung zeitweise bis zu 2,7 % an Wert, stabilisierte sich jedoch wieder, da Investoren verstärkt auf sichere Anlagen setzten. Gold, üblicherweise als sicherer Hafen angesehen, verlor am Freitag ebenfalls 2 %, was auf eine breite Liquidation von Positionen hindeutet. Die Marktteilnehmer preisen inzwischen über vier Leitzinssenkungen der US-Notenbank (Fed) für das laufende Jahr ein, wobei für das bevorstehende Treffen im Mai eine Senkung um etwa 50 Basispunkte erwartet wird.
Konjunkturelle Folgen und Ausblick
Es ist zu erwarten, dass die gestiegene Unsicherheit die weltweite wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten negativ beeinflussen wird, wie in unserem Artikel Der Mythos des Exzeptionalismus beschrieben. Zwar zeigte der am Freitag veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht mit 228.000 neuen Stellen eine stabile Lage, jedoch handelt es sich dabei um einen rückblickenden Indikator. Frühindikatoren wie der ISM-Index fielen zuletzt schwächer aus und deuten auf eine Verschlechterung des Geschäftsklimas hin. Vor dem Hintergrund sinkenden Vertrauens in die US-Wirtschaft erwarten viele Analysten eine Umschichtung von US-amerikanischen hin zu europäischen Vermögenswerten. Europa verfügt über fiskalische Spielräume, um wirtschaftliche Impulse zu setzen. Trotz bislang stabiler Kreditmärkte ist in diesem Umfeld eine vorsichtige Positionierung ratsam.
Algebris Investments’ Global Credit Team
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